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Lagonda

markenlexikon
Wilbur GUNN hieß der Mann aus den Kolonien, der 1894 in Staines/Middlesex nahe London erschien, um dort Motorräder zu bauen. In seinem Heimatort in Ohio/USA war er damit bereits gescheitert und versuchte nun unter dem Namen LAGONDA - angeblich ein Fluß in der Nähe seines Geburtsortes - den Neuanfang im motorradfreundlichen England.

Das gelang gut und bis 1905 hatte er sich etabliert mit dem Zusammenbau von eigenen Rahmen und Einbaumotoren verschiedener Hersteller. Besonders die damals beliebten zweisitzigen Tricars.. waren sein Erfolg, Dreiräder mit einem Hinterrad und zwei gelenkten Vorderrrädern, zwischen denen der Passagier in einem Korbsessel vorneweg fuhr, der Fahrer saß hinten.. 1907 schlug die Stunde der richtigen Automobile mit 4 Rädern und zu Anfang 1100 bzw. 1500 ccm-4-cylinder-Motoren der üblichen Bauart.

Überspringen wir die Anfangszeit der doch eher "normalen" Autos und kommen wir zu den interessanten Jahren in der Mitte der 20er. Erste sportliche Erfolge stellten sich mit dem 2-Litre ein, bekannt als 14/60 HP mit 4 Cylindern und zwei quasi halb-obenliegenden Nockenwellen, der durch Cozette-Lader im sog. speed-model auf beachtliche 130 km/h kam. Der 3 Litre-6 cylinder im leichten Chassis des Vorgängers hatte mit 80 PS alle Zutaten, um als Superwagen zu gelten und kam 1929 auf 150 km/h Spitze. Dieses Fahrgestell wurde dann auch für Tourer und Limousinen gleichermaßen verwendet und zeichnete sich durch ein von Maybach/Friedrichshafen geliefertes, halbautomatisches Vorwählgetriebe aus. Diese, am Lenkrad zu bedienende Schaltung war für die Zeit oder die Engländer wohl zu fortschrittlich, bald gab es wieder die gute alte crashbox am rechten Hosenbein des Fahrers...... 1932 folgte dann der bildschöne 16/80, ein 2-Liter-6 cylinder, der allerdings schneller aussah, als er war (mit Crossley-Motor, der eigene 3 Litre wurde als 3 ½-Litre "beerdigt). Seiner Karosserielinie folgend erschien aber dann der große Knüller 1933, der Typ 45 in vielen Varianten unter Verwendung des legendären Meadows-4,5-Litre 6 cylinder Motors. Hiermit begann der Siegeszug von Lagonda in der Klasse der luxuriösen aber erschwinglichen Tourer/Saloons und der unnachahmlich schönen Sportwagen der Serie LG 45. mit dem Rapide, gezeichnet vom jungen Talent Frank Feeley

Als großer Erfolg im Motorsport galt natürlich der Sieg bei den 24 Stunden von LeMans 1935 mit dem M 45 LM unter den Fahrern Hindmarsh und Fontes.

Entscheidend für die Fortentwicklung der Technik hinsichtlich Verfeinerung und Leistungssteigerung war der Eintritt von W.O.BENTLEY im Jahre 1935, als er keine Lust mehr hatte, Rolls Royce/Bentley - seine alte, eigene Firma bis 1931 - zu "beraten". Unter ihm wurde der etwas grobschlächtige Meadows-Motor veredelt und leistete am Ende 150 bhp in den Spitzenversionen der Serie 45. Übrigens - es gab in diesen Jahren auch noch einen kleinen, giftigen 1100cc-DOHC-4 cylinder namens Rapier als reines Sportgerät, der aber außer Hauses ging und von einer anderen Firma in Hammersmith weitergebaut wurde.

Bentley entwickelte dann einen modernen 4,5-Litre V 12, der ab 1937 in die Limousinen und Edel-Sportwagen der Marke eingebaut wurde und mit 175 PS dem Rolls Royce Phantom III Paroli bieten sollte. Diese Entwicklung konnte nicht mehr zuende geführt werden, denn der Kriegsausbruch 1939 stoppte alle privaten Initiativen. Vorher jedoch, 1939, konnte Lagonda noch mit einem der neuen 12-Cylinder, der berühmten "Number five" den 3. Platz in LeMans belegen - der zweite V 12 kam direkt dahinter ins Ziel.

1947 kam es in Feltham/Middlesex zu einem Neuanfang unter dem alten Chef Alan Good. Bentley konnte eine Konstruktion einbringen, die er zwischenzeitlich entwickelt hatte, den berühmten 2,6 später 3 Litre 6-cylinder. Das Projekt kam nicht von der Stelle, einerseits wegen markenrechtlicher Probleme mit Bentley - Rolls Royce, andererseits wegen Geldmangel. Als Retter trat der Traktorenfabrikant und Autoenthusiast DAVID BROWN in Erscheinung. Er hatte soeben ASTON MARTIN gekauft und festgestellt, dass dort kein zunftsträchtiger Motor vorhanden war, der neue Bentley-Motor kam also gerade recht und deswegen hauptsächlich kaufte er noch Lagonda dazu, die Firme heißt heute noch ASTON MARTIN-LAGONDA (Siehe die turbulente Geschichte dieses Hauses auch bei uns).

Unter dem Namen Lagonda wurden nur noch wenige 2,6-Liter gebaut, bald schon konzentrierte man sich voll auf Aston Martin, die mit dem Bentley-Motor sehr erfolgreich wurden. Ein äußerst progressives Design wurde dann 1976 unter dem Namen LAGONDA von Aston Martin vorgestellt, sehr futuristisch und im kantigen design dieser Jahre mit razor-edges überall. Es wurden doch einige gebaut, wunderschön anzusehen aber leider nicht ganz ausgereift, heute schon Sammlerstücke und sehr selten.

Die berühmtesten Lagonda sind
— Das Tricar von 1905,
— Der 2,0-Litre Kompressor von 1929,
— Der LG 45 Rapide von 1937,
— V 12 LeMans Rennwagen "number five" von 1939,
— Der neue LAGONDA von 1976.

Als Literatur empfehlen wir History of the make LAGONDA by Arnold Davey & Anthony May ISBN 0-7153-7695-0 und von Bernd Holthusen "The cars of W.O.Bentley - Lagonda"






Wilbur Gunn



Lagonda Tricar













Hindmarsh und Fontes



16/80











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