Deshalb hier die Fakten, die zu diesem seinerzeit größten Automobilkonzern in Europa (nach Opel/Rüsselsheim) führten: Alles begann mit JÖRGEN SKAFTE RASMUSSEN; 1878 in Dänemark geborener Ingenieur. Seine 1906 in Zschopau/Erzgebirge gegründete kleine Maschinenfabrik brachte ca. 1920 einen winzigen Zweitaktmotor heraus, der als Fahrradhilfsmotor Verwendung fand. Der Sage nach soll er im Volksmund „Des Knaben Wunschtraum“ genannt worden sein, woraus DKW wurde.. 1922 baute Rasmussen Motorräder mit Zweitaktmotor und schon 1928 war er größter Hersteller von Motorrädern weltweit. 1928 begann in Berlin-Spandau im Zweigwerk der Zschopauer Motorenwerke der Autobau. Es wurden dort bis 1940 die sog. „großen“ DKW-Automobile gebaut mit Hinterradantrieb. Diese zweitaktenden, äußerlich völlig „normalen“ PKW waren nie sehr erfolgreich. Die Karosserie aber basierte auf den Patenten von Dr. Rudolf Slaby, nämlich rahmenlose Sperrholz-Bauweise mit Kunstlederüberzug. Die Wirtschaftskraft Rasmussens kam aus der Motorradproduktion der Zschopauer Werke. 1929 (Weltwirtschafts-Krise) übernahm Rasmussen die AUDI-Werke des August HORCH. Damit jedoch übernahm er sich, so dass im Zuge einer größeren „Pleitewelle“ in der Sächsischen Automobilindustrie eine Großfusion von den Banken initiiert wurde: 1932 kam es zur Gründung der AUTO UNION AG wobei die Zschopauer Motorenwerke von Rasmussen –also DKW – als Auffangesellschaft dienten und sich neben den bereits verbundenen AUDI-Werken auch die HORCH WERKE und den Automobilbereich von WANDERER (sonst Motor/Fahrräder) einverleibten. Sitz der Firma wurde 1935 Chemnitz, schon ein Jahr früher schied Rasmussen aus. Rasmussen starb 1964 hochbetagt und sein Sohn Ove Rasmussen leitete die Firma NORMA-SCHLAUCHSCHELLEN in Frankfurt bis vor wenigen Jahren und hatte natürlich eine der größten DKW-Sammlungen weltweit, die heute von dem Enkel des Gründers weitergeführt wird.
Automobile mit dem Namen Auto-Union gab es nie, ausgenommen die berühmten Rennwagen der späten 30er Jahre, härteste Konkurrenz für Mercedes-Silberpfeile und Technisch diesen weit überlegen. Konstrukteur war Ferdinand Porsches Büro in Stuttgart. V 12 und V-16 Kompressormotore hinter dem Fahrer liegend waren der Zeit damals schon um Jahrzehnte voraus. Das aber ist eine andere Story. Die Auto Union gehört heute zum VW-Konzern, nur der Markenname Audi ist wiederbelebt zur Zeit. Horch und Wanderer ruhen noch, DKW ist nach einer Blüte in den 60er Jahren wegen des „Stinker-Image“ der Zweitakter abgeschafft worden.
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Jörgen Skafte Rasmussen Dr. Rudolf Slaby
Autounion Aktie
V16 Rennmotor
Autounion Rennwagen am Nürburgring. Am Steuer: Bernd Rosemeyer
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Die Geschichte der 4 Auto-Union-Marken bis zum Zusammenschluß 1932 und danach Sei im Folgenden geschildert:
Wichtige Personen in der Geschichte der Hersteller:
- Jörgen Skafte Rasmussen,
- August Horch,
- Johann Baptist Winklhofer,
- Richard Rolf Jaenicke.
DKW war ein Kunstname und hatte keine erklärbare Bedeutung. 1920 begonnen als Motorradhersteller, 1928 größter Produzent weltweit. 1928 Beginn der Autofertigung (Zweitaktmotore) in Berlin-Spandau. 1931 Beginn der eigentlichen DKW-Autoproduktion mit den Fronttrieblern bei Audi. FA (FrontAntrieb)600 ccm der erste, F 2 bis F 8 folgten bis 1940 (Reichs/Meisterklasse) Der F 9 war 1940 fertig mit 3-Cylinder-Motor und Kunststoffkarosserie !! Nach Kriegsende ging dieser hochmoderne Wagen sowohl in Zschopau/DDR als IFA-DKW als auch in Düsseldorf bei der BRD-Gesellschaft DKW in Produktion. Während die DDR-Produktion im Staats-Dirigismus zerfaserte (Wartburg-Sachsenring-Trabant) hatte DKW äußerst erfolgreiche Produkte, wobei die schon vor dem Kriege verwendeten synonyme 4 = 8 mit dem 3 = 6 weitergeführt wurden. Der letzte DKW wurde in den 60ern zum ersten Audi aus Ingolstadt (Mercedes, dann VW).
AUDI war die latinisierte Form des Namens Horch, den August Horch (1868 in Winningen/Mosel geboren) für seine zweite Firma verwendete, die er 1909 in Zwickau gründete, nachdem er aus seiner ersten Firma HORCH ausgeschieden war. Beide Firmen kamen übrigens 1932 in der Auto Union wieder zusammen - hic ! Die Modelle von Audi waren äußerst anspruchsvoll konstruiert, kamen aber nie in größeren Stückzahlen in den Markt, so dass die Marke nicht reüssierte und. Ab 1931 unter Rassmussen die DKW-Fronttriebler herstellt. Es folgt ein Audi Frottriebler mit relativ besseren Stückzahlen, der mit den WANDERER aus dem Konzern verwandt ist. Hier wird bereits das geübt, was man heute „Plattform-Engineering“ nennt und als neueste Errungenschaft anpreist. Alles schon mal dagewesen. Der letzte große Audi Typ 920 3,2-Liter 6-cylinder ist vom HORCH abgeleitet (1938).
WANDERER sei hier dazwischen geschoben, damit Audi – Horch nicht zu sehr irritieren: Johann Baptist Winklhofer und Richard Rolf Jaenicke gründeten 1885 in Chemnitz eine Fahrradfabrik. Schnell weitete sich die Produktion aus auf Büromaschinen (Continental) und... 1902 Motorräder sowie ab 1912 der erste richtige Kleinwagen, das berühmte Wanderer- „Puppchen“ mit zwei hintereinander liegenden Sitzen. Wanderer produzierte gute Mittelklasse-Autos bis zum Verkauf der Auto-Abteilung an die Auto Union 1932. Im Konzern war die Marke Wanderer zuständig für die Mittelklasse. In der Reihenfolge also: DKW Kleinwagen, WANDERER Mittelklasse-Wagen, AUDI Obere Mittelklasse, HORCH Großwagen-Luxuswagen. Übrigens, wenn Ihnen das irgendwie bekannt vorkommt dann schauen Sie mal die Gliederung des VW-Konzerns an. Irgendwo hat jeder mal irgendwas abgekupfert und gute Ideen gab es auch früher schon. Besonders bei unseren schlauen Landsleuten in Sachsen.
Die besten und bekanntesten Modelle von Wanderer waren dann in den später 30ern die Serien des W 21 bis zum W 25, letzterer mit dem kompressorbestückten Derivat W 25 K. Mit gesamt ca. 100.000 produzierten Automobilen ist die Bilanz nicht schlecht. Die Marke erlosch als Automobilproduzent 1945. HORCH ist im Verbund der Auto Union natürlich der Star und weltweit bekannt. August Horch lernte das Handwerk bei Carl Benz in Mannheim von 1895 bis 1899 als Betriebsleiter und hatte dann seine eigene Firma in Köln bis er 1904 endgültig in Zwickau/Sachsen ansiedelte. Schon 1909 verließ August Horch seine Firma, die als AG einen Aufsichtsrat hatte, dem seine elitären Konstruktionsprinzipien zu wenig „shareholder-value“ versprachen. Auch das kommt uns bekannt vor...... Seine Entwürfe hingegen bildeten noch jahrelang die Grundlage der noblen und sehr gutens Horch-Automobile. 1923 bis 1929 leitete übrigens Paul Daimler, Sohn von Gottlieb und begnadeter Konstrukteur der Daimler-Motoren-Gesellschaft (erste Kompressor-Versuche) die Technik im Hause Horch ( Die Welt war immer schon klein). 1932 dann Zusammenschluß in der Auto Union und dort Hersteller der großen und komfortablen Horch-Modelle wie Horch 8 und die Typen der Baureihe 830, 850 und 930. Der erste deutsche Großserien V-8 kommt von Horch im 830 und ein V 12 wird in nur wenigen Exemplaren zum non plus ultra dieser Jahre. Ca. 35.000 Horch wurden insgesamt gebaut – nur etwa 1.000 dürften überlebt haben. Nach dem Kriege in der SBZ wurde ein neuer Anfang mit dem Horch versucht, es gibt einige wenige Exemplare eines 6-Cylinders, aber die späteren Sachsenring-Werke erwarben sich ihren Ruhm mit dem unvergleichlichen Trabant, der die Grundlage der Volksmotorisierung. Im Ostblock bildete, wie Volkswagen im Westblock.
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Die Autounion
DKW F9
Audi Typ 920
Johann Baptist Winklhofer und Richard Rolf Jaenicke
Wanderer Puppchen
August Horch
Horch 830b
Horch 8 Zylinder V-Motor
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